© Karla Mombeck

Kirche Innen

Das Innere der St.-Johannis-Kirche

Die Kirche ist ein mittelalterlicher rechteckiger Einraumsaal von 37,5 m Länge und 10 m Breite.
Quelle: Archiv

Die Decke

Die Gewölbedecke, sog. Voutendecke, ist eine bauliche Veränderung des beginnenden 19. Jahrhunderts. Sie ersetzte die bis dahin vorhanden gewesene mittelalterliche Balkendecke, die in Höhe des Gesims auflag .Ein paar original Balken sind bei der letzten Renovierung 1999 gefunden worden und liegen im Turm als Decke in einem Zwischengeschoß.
Das Steildach wurde damals leicht abgeflacht und niedriger wieder aufgebaut.

Die Nischen

An der Nordwand im Altarbereich befinden sich drei Nischen aus der Erbauungszeit:

Die große flachbogige Nische ist ein sogen. Ostergrab. In das Grab wurde am Karfreitag das Kruzifix gelegt und am Ostermorgen herausgenommen.

Unmittelbar an der Fensterlaibung befindet sich das Sakramentshaus, das sogen. Tabernakel, in welchem die geweihten Hostien aufbewahrt wurden. Es wurde durch die Fenstervergrößerung etwas angeschnitten. Die heutige Eisengittertür in der Laibung der sorgfältig gearbeiteten Sandsteine ist eine Stiftung des örtlichen Schmieds Heine kurz nach der Renovierung von 1999 -2001.

Unter dem Tabernakel ist das Handwaschbecken für den Priester, die Piscina, mit dem jetzt vermauerten Wasserdurchlauf nach außen zu sehen. Der Rinnstein ist auf der Südseite neben dem Südportal eingelassen. Das Waschbecken liegt so tief, da die Kirch im Laufe der Jahrhunderte in dem Kleiboden eingesackt ist. Piscinen sind selten und dienten in vorreformatorischer Zeit zum Waschen der Hände des Priesters und zum Reinigen der heiligen Gefäße – vielleicht auch zum Ableiten des Taufwassers.

Gotische Wandmalereien

Die Wände wurden zwischen 1420 und 1450 flächendeckend bemalt. Von dieser äußerst bedeutungsvollen monumentalen Malerei sind lediglich Fragmente erhalten, die 1939 freigelegt und von 1997 bis 2002 aufwendig restauriert wurden. Die an der Ost- und Nordwand entlangziehenden Ornamentbänder bezeichnen die Malereizonen.

An der Ostwand rechts steht auf einem Rosenteppich überlebensgroß Maria als gekrönte Himmelskönigin mit dem Jesusknaben im Herrschermantel.
Quelle: Archiv
An der Ostwand links sieht man auf einer Thronbank sitzend Anna-Selbdritt, die Mutter Marias. Auf ihrem Schoß sitzt die Jungfrau Maria, die ihrem Sohn Jesus die Brust gibt. Flankiert werden sie von Maria Kleophas (rechts) mit Johannes dem Täufer als Kind und (fragmentarisch) Maria Salome mit ihrem Kind, dem Apostel Johannnes. Weitere Figuren schlossen sich an. Im Hintergrund stehen die Häupter der drei (legendarischen) Großväter Jesu – Joachim, Kleophas und Salomas.(Jesus Mutter hatte nacheinander die drei Männer, Joachim ist der Vater von Maria).
Quelle: Archiv
An der Nordwand über der Priestertür steht der Apostel Petrus (mit einem ergänzten Schlüssel), einziges Relikt des Apostelzyklus von je sechs Aposteln (Jüngern) an der Nord- und Südwand.
Links neben der Priestertür (heute Sakristei) ist ein Weihekreuz zu sehen. Dieses wurde 2002 kopierend rekonstruiert. Das Original befindet sich unter den Tafelbildern.

(Ein von einem Kreis umschlossenes und aus gebogenen Linien gebildetes Kreuz, sofern gemalt meist in roter Farbe gefasst. Der Kreis soll die Vollkommenheit oder Unendlichkeit versinnbildlichen, die rote Farbe stand für das Blut Christi. In Kirchen aus roman. und got. Zeit fand sich das Zeichen meist in der Zwölfzahl, womit auf die zwölf Apostel verwiesen wurde, auf denen die Kirche Christi gründet. Den Zeichen war üblicherweise je ein Kerzenleuchter beigestellt, der am Jahrtag der Kirchenweihe entzündet wurde. In reformierten Kirchen sind die Weihekreuze gewöhnlich übertüncht worden. Außer an den Innenwänden oder Säulen des Kirchenschiffs wurde das Weihekreuz auch an Altartischen, an liturgischem Gerät und an Grabplatten angebracht.)

Über der vermauerten Nische der Nordwand ist die Steinigung des Erzmärtyrers Stephanus dargestellt (Apostelgeschichte des Lukas 7). (Ist im Neuen Testament ein Diakon der Jerusalemer Urgemeinde. Als in der Urgemeinde in Jerusalem immer mehr Arme, insbesondere Witwen und Waisen, zu betreuen waren und es dabei zu Streitigkeiten zwischen den Judenchristenaramäischer und griechischer Sprache kam, befürchteten die Apostel, dass sie deshalb ihre Aufgaben in Lehre und Predigt vernachlässigen müssten. Die versammelte Gemeinde wählte darum sieben Diakone, Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit, die sich auch um die bisher übergangenen Witwen der griechisch sprechenden Judenchristen kümmern sollten.Stephanus wurde wegen seines Bekenntnisses zu Jesus Christus durch Steinigung getötet.)
Quelle: Archiv
Direkt rechts daneben ist die versuchte Festnahme des Jünglings mit dem linnenen Hemd (Markus 14, 51 f), eine Nebenszene der Gefangennahme Jesu zu sehen.
An der Nordwand im mittleren Bereich sind Fragmente eines sehr fein gestalteten Weinranken-Ornaments zu sehen.

Die Kanzel

Die Kanzel ist eine manieristische (Übergangsform zwischen der Renaissance und dem Barock , gekennzeichnet durch eine Abkehr von den harmonischen und ausgewogenen Kompositionen der Hochrenaissance in einer Zeit des Umbruchs) Arbeit des Oldenburger Bildhauers Brun Jacupes aus dem Jahre 1600. Sie stellt das Leben Jesu – Verkündigung, Geburt, Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt – dar. Die geschnitzten Inschriften sind in Niederdeutsch der Bugenhagen-Bibel verfasst. (Die Lübecker Bibel von 1533/34 ist die erste mittelniederdeutsche Ausgabe der Lutherbibel. Wegen der Herausgeberschaft Johannes Bugenhagens wird sie auch Bugenhagenbibel genannt. Sie war die erste Ausgabe einer Vollbibel nach Martin Luthers Übersetzung und erschien noch vor der ersten kompletten hochdeutschen Ausgabe.)
Im 18. Jahrhundert wurde die gemalte Beschriftung in Hochdeutsch verfasst.
Quelle: Archiv
Die Kanzel war von der Familie Wittmers aus Sandstedt gestiftet worden. Am unteren Abschluß sind die kleine Wappentafeln der Familien Witmer und Rönneken mit den Initialen KW ( Kord Witmer ) und BW (Beke Witmer) zu erkennen. Dafür hatten sie ein Erbbegräbnis unter der Kanzel. Die Grabplatte dieses Erbbegräbnisses ist heute im Turm an der Südwand zu finden.
Der Schalldeckel zeigt die 10 Gebote und wurde erst im 18. Jahrhundert dazu gefügt.

Der Taufständer

Das Taufbecken ist eine bäuerliche Arbeit aus dem Jahre 1674 von dem Zimmermeister Johann Moller im Stil der Kanzel.
Das Relief des Taufe Jesu ist die Vorlage des derzeitigen modernen Kirchensiegels. Der ursprüngliche Deckel ging verloren.
Quelle: Archiv

Der Altar

Quelle: Archiv
Das Altarretabel(Altaraufsatz) wurde wahrscheinlich von dem Bildhauer Jacob Helmerß (aus Stade) um 1700 geschnitzt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden in der Kirche diverse Einbauten vorgenommen. Zum Beispiel wurden doppelgeschossige Emporen an der Ostwand installiert. Dadurch wurde der Altaraufsatz zum Torso. Im Jahre 1939 wurden die Emporeneinbauten wieder entfernt.
1962 wurde der Altaraufsatz auf die volle Breite und Höhe rekonstruiert. Vorbild waren die Helmerß Retabeln in Wremen und Loxstedt.

Eine Kuriosität sind die zwei liegenden Evangelisten Lukas(mit dem Stier) und Johannes (mit dem Adler), während Markus (Löwe) und Matthäus(Engel) traditionell dargestellt wurden.

Die Ölbilder – Kopien nach Van Dyck und Rubens – sind Hinzufügungen vom Ende des 18. Jahrhunderts.
Quelle: Archiv

28 Tafelbilder

Alle 28 Tafelbilder sind in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Emporenbilder gefertigt worden.
Als Vorlagen dafür dienten zum größten Teil Kupferstiche aus der Matthäus-Merian-Bibel von 1630.

Jetzt befinden sich die Tafelbilder nicht mehr in der ursprünglichen Raumsituation. Bei der Renovierung 1939, als ein Teil der Emporeneinbauten entfernt wurden, hängte man in den Chorraum den Zyklus der 12 Apostel als Wandpaneele.( Petrus | Andreas | Jakobus | JohannesPhilippus | Bartholomäus | Thomas | MatthäusJakobus | Judas | Simon Zelotes | Judas Iskariot). Ursprünglich war die Apostelempore an der Nordwand und reichte bis in den Altarraum.

Die Orgelempore

n.T.

Die Orgelempore wurde 1962 neu konstruiert. Hier ist die Bildfolge bekannt (von links nach rechts):

1. Jesus heilt die Kranken
2. Jesus segnet die Kinder

3. Josef und seine Brüder (?)

4. Daniel in der Löwengrube

5. Vision der 7 Leuchter

6. Das Tier aus der Unterwelt

7. Anbetung des Lammes

8. Die 5. Posaune

9. Simsons Kampf mit dem Löwen

10. Jakobs Kampf mit dem Engel

11. Kain erschlägt Abel

12. Jakobs Traum von der Himmelsleiter

13. Tobias wandert mit dem Engel Raphael

Als Einzelbild unter der Empore ist „Die Taufe Jesu durch Johannes“. Dieses Johannistaufenbild gehört zum Apostelzyklus als da 13. Im Zyklus wird fast immer Christus, der von Johannis getauft wird, gezeigt. Hier ist aber die sehr seltene Besonderheit, dass Christus bei der Taufe von Johannis gezeigt wird.

Ebenfalls unter der Empore in der Türfüllung stellt das obere Bild den sinkenden Petrus (Mk 6, 45-52)dar. Das untere Bild zeigt Ruth und Boas (Ruth2, 1-13)
Quelle: Archiv

Die Orgel

Die Orgel war ursprünglich ein Werk von dem Glückstädter Meister Berendt Huß und seinem Gesellen Arp Schnitger. Es ist aber lediglich der Prospekt von 1671/1680 ist erhalten geblieben. Laut einer Inschrift wurde sie 1680 renoviert. Das könnte ein Werk Arp Schnitgers gewesen sein. 1727 wurde sie erweitert.
Der Prospekt wurde 1963 freigelegt und dann rekonstruiert. Die jetzige Orgel mit 16 Registern stammt im Hauptwerk (1963) und Pedal (1974) von der Werkstatt Hillebrandt in Altwarmbüchen. 1986 wurde der Orgelbau vollendet mit dem Brustwerk aus der Wilhelmhavener Werkstatt Führer. Der mittlere Teil des Prospektes stellt den Zustand von 1680 dar.
Quelle: Archiv

Die eisernen Radleuchter

Die eisernen Radleuchter aus der 2. H. des 19. Jhdts., die 1939 verschrottet worden waren, wurden 2002 nach historischen Fotos sowie den in einer vermauerten Wandnische aufgefundenen vier Wandleuchtern rekonstruiert.
Quelle: Archiv
Quelle: Archiv

Epitaph

Quelle: Archiv
1683 wurde für Justinus und Anna von Heshausen eine Gedächtnistafel gestiftet. Sie hängt oben an der Nordwand. Über einer barocken Memento-Mori-Dichtung (Reimpredigt) sind die Verstorbenen auf einem Hügel sitzend vor einer übergroßen betenden Gestalt dargestellt. Am Himmel erscheinen allegorische Zeichen. Links das des Todes und rechts das des ewigen Lebens.

Stiftungstafel

Quelle: Archiv
Die Tafel an der Südwand stammt von 1807 und erinnert an das fromme Werk des Kaufmanns Johan Illies aus Lissabon. Er stiftete der Gemeinde 1000 Reichstaler.